29. November 2009
Ein Wintermärchen als Adventskalender!
Lesen Sie mit Ihrem Enkel
jeden Tag ein Stück mehr von der spannenden
Adventskalendergeschichte (ab 5 Jahre).
Alle Bilder hat ein 85 jähriger Großvater gemalt!
29. November 2009

Es war ein bitterkalter Winter hereingebrochen. Die Bäche, Felder und Straßen waren mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Schnee war noch keiner gefallen und dabei warteten alle so sehnsüchtig auf die ersten Schneeflocken.
An diesem ersten Dezembermorgen wachte der kleine Jonathan durch das Wimmern seiner kleinen Schwester Emma auf. Sie hatte sich erkältet und gestern ganz hohes Fieber bekommen. Jonathan schaute in das besorgte Gesicht seiner Mutter. Sie strich ihm über seinen blonden Wuschelkopf und sagte mit leiser Stimme: „Wir müssen mit Emma zum Arzt, sie braucht Medikamente, um wieder gesund zu werden." Jonathan wusste, dass die Familie sehr arm war und sich eigentlich keine Medikamente leisten konnte. Dafür würde die letzte Notreserve aufgebraucht werden und sie würden auch dieses Jahr Weihnachten ohne geschmückten Baum, gutes Weihnachtsessen und Geschenke in ihrer kalten Hütte verbringen müssen. Dabei hatte sich Emma doch so sehr eine kleine Puppe gewünscht und er sich einen Schlitten. Aber die Hauptsache war ja schließlich, dass Emma wieder gesund werden würde und sie als Familie zusammenhielten! Ein wenig wehmütig blickte Jonathan trotzdessen aus dem Fenster und dachte an all die anderen Familien, die in ihrem warmen Stuben zusammensitzen, Braten essen und um einen wunderschön geschmückten Baum tanzen würden...wie sehr hatte er sich dies insgeheim für dieses Weihnachten gewünscht. Als er so sehnsüchtig auf die karge Landschaft schaute, klopfte es plötzlich an die Tür. Wer kommt denn da zu Besuch?
1. Dezember 2009

Jonathan sprang auf und öffnete die Tür. Es war der gute, alte Bauer Hans, der mit sorgenvollem Gesicht eintrat. „Liebe Freunde" sagte er „wenn nicht bald Schnee kommt, dann werden viele Tiere verhungern und auch unsere Saat wird unter der kalten Eisschicht erfrieren. Dann werden viele von uns nächstes Jahr nicht genug Brot zu essen haben." Entsetzt schaute Jonathan den freundlichen Bauern, den er sonst nur fröhlich kannte, an. „Ist das wahr? Die Saat darf nicht erfrieren und die Tiere im Wald dürfen nicht verhungern. Was können wir denn dagegen tun?" fragte der kleine Junge verzweifelt. „Ich befürchte, dass es nicht in unserer Hand liegt. Wir können nur beten und hoffen, dass es bald schneit", erwiderte der alte Bauer, der schon viele Winter miterlebt hatte. Es war wirklich merkwürdig dieses Jahr. Es wollte sich nicht ein einziges kleines Schneeflöckchen auf die Erde verirren.
Als der Bauer wieder gegangen war und sich Jonathans Mutter mit Emma auf den Weg zum Doktor gemacht hatte, setzte sich Jonathan grübelnd ans Fenster. Die karge eisbedeckte Landschaft war wirklich ein trauriger Anblick. „Wenn ich doch nur einen Weg finden könnte, um es schneien zu lassen...", dachte er sich. Dann fiel Jonathan in einen leichten Schlaf. Auf einmal wurde der ganze Raum der kleinen Hütte in ein gelbes Licht getaucht und eine sanfte Stimme rief: „Jonathan, Jonathan, wach auf! Du bist unsere letzte Rettung!"
2. Dezember 2009

Jonathan war sofort hellwach. Was war passiert? Woher kam diese liebliche Stimme? Da sah er eine kleine, wunderschöne Schneeflocke durch die Luft fliegen und freute sich sehr, dass der Schnee endlich kam! Doch die kleine Schneeflocke war ja ganz alleine...wo waren denn all die anderen? Die kleine Schneeflocke sah Jonathan mit sorgenvollem Gesicht an und begann zu erzählen: „Lieber, kleiner Jonathan, mein Name ist Margareta. Ich bin dem König Winter heute Nacht heimlich entwischt. König Winter hält uns Schneeflocken alle gefangen und lässt uns nicht zur Erde ziehen. Wir aber wollen tanzen und die Erde mit einer weichen, weißen, wärmenden Schicht überziehen. Ich habe eine sehr lange Reise hinter mir, um dich zu finden. Bitte hilf uns, uns aus unserer Gefangenschaft zu befreien!"
3. Dezember 2009

Jonathan starrte die Schneeflocke nur ungläubig an. War das wirklich wahr? Doch als er die kleine Schneeflocke so betrachtete, wusste er ganz tief in seinem Inneren, dass es stimmte und dass er helfen musste...er musste helfen die Schneeflocken aus der Gefangenschaft zu befreien, damit es wieder schneien konnte und die Tiere und Menschen nicht verhungern würden. Doch warum er? Er war doch nur ein kleiner, unbedeutender Junge. Als ob die kleine Schneeflocke seine Gedanken gelesen hatte, antwortete sie: „Die Wahl ist auf dich gefallen, Jonathan, weil du mutig bist und ein gutes Herz hast. Immer setzt du dich für Schwächere ein ohne an deinen eigenen Nutzen zu denken. Wenn uns jemand befreien kann, dann du! Aber es sei dir gesagt, die Reise kann seeehr gefährlich werden und vielleicht werden wir es gar nicht erst bis zu König Winter schaffen. Willst du es trotzdem versuchen?" „Ja, kleine Schneeflocke", erwiderte Jonathan entschlossen. "Wenn wir es nicht versuchen, dann verhungern die Tiere und die Saat wird erfrieren. Dann werden auch die Menschen nächstes Jahr nicht genug Brot haben. Wir müssen die anderen Schneeflocken befreien!" Sofort machten sich der Junge und die kleine Schneeflocke Margareta gemeinsam auf den Weg. Welche Abenteuer und Gefahren würden den Beiden auf Ihrem Weg wohl bevorstehen?
4. Dezember 2009

Jonathan und die kleine Schneeflocke Margareta, die aufgeregt neben dem Jungen hin und her wirbelte, legten bereits am ersten Tag ihrer Reise eine weite Strecke zurück. Sie stapften über weite Felder und durch dunkle Wälder und überquerten zugefrorene Bäche. Nach einem langen Tag des Wanderns brach langsam die Dunkelheit herein und die beiden beschlossen ihr Nachtlager aufzubauen. Sie suchten sich eine geschützte Stelle unter einer großen Eiche. Doch als sie sich so niederließen und nicht mehr bewegten, bemerkte Jonathan wie bitterkalt es eigentlich war. Er begann fürchterlich zu frieren. „Dein Zähneklappern hört man ja meilenweit.", flüsterte Margareta, „Wir müssen leise sein und uns unauffällig verhalten, damit uns keiner entdeckt und bei König Winter verrät". Erschrocken schaute Jonathan die kleine Schneeflocke an und fragte: „Ist König Winter so mächtig, dass er weiß, was in so weiter Entfernung von seinem Reich passiert? Denkst du er ahnt, dass wir auf dem Weg zu ihm sind?" „Nein, ich denke nicht, dass er schon von uns weiß. Aber König Winter hat seine Augen überall. Wir müssen sehr vorsichtig sein", erklärte Margareta. Als die beiden so tief in ihr Gespräch versunken waren, bemerkten sie gar nicht, dass sich jemand ganz leise von hinten anschlich.
6. Dezember 2009

Als Margareta und Jonathan plötzlich ein Geräusch hörten, drehten sie sich erschrocken um. Hatte König Winter die beiden schon entdeckt und wollte ihrer Reise jetzt und hier in ein Ende setzen? Angst stieg in beiden auf und ihre Herzen begannen zu pochen. Doch als sie erblickten, wer sich da in der dunklen Nacht von hinten angeschlichen hatte, begannen sie erleichtert zu lachen und freuten sich sehr. Es war der Nikolaus! Mit einem freundlichen Lächeln fragte der Nikolaus: „Na Ihr beiden, was macht ihr denn so ganz alleine hier draußen in der finsteren Nacht?" „Wir sind auf dem Weg zu König Winter und wollen die Schneeflocken befreien, damit die Tiere und Menschen nicht Hunger leiden müssen", erklärte Jonathan, der immer noch am ganzen Leib vor Kälte zitterte. Der Nikolaus, der schon viel Gutes von Jonathan gehört hatte, sah den frierenden Jungen einen kurzen Augenblick an. Dann zauberte er einen großen Sack hinter seinem Rücken hervor. Darin befand sich eine warme Decke, die er liebevoll um den kleinen Jungen wickelte und viele leckere Sachen, die er Margareta und Jonathan schenkte, damit sie Proviant für die nächsten Tage haben würden. „Oh, vielen, vielen Dank lieber Nikolaus!" riefen die beiden und winkten dem Nikolaus zu, der sich wieder auf dem Weg gemacht hatte, um all die anderen Kinder zu besuchen.
6. Dezember 2009

Als Jonathan und Margareta ihre Reise fortsetzten, begegneten ihnen viele Tiere. Sie scharrten verzweifelt im eisigen Boden, um vielleicht doch noch etwas Futter zu finden. Da musste Jonathan wieder an die Schneeflocken in Gefangenschaft denken und an die lange, gefährliche Reise, auf der sie sich befanden. Auch wenn er nach außen hin versuchte ganz tapfer zu sein, hatte er Angst. Angst, dass sie es nicht bis zu König Winter schaffen würden. Angst, die Schneeflocken nicht befreien zu können und Angst, dass die Tiere und Menschen Hunger leiden müssten. Um diese düsteren Gedanken von sich abzuschütteln, fragte er die kleine Schneeflocke bittend: „Ich möchte so gerne an etwas Schönes denken. Kannst du mir vielleicht von eurem Schneeflockenleben vor der Gefangenschaft erzählen?" Die Gedanken an früher zauberten ein Lächeln auf das Gesicht der kleinen Schneeflocke und sie begann zu erzählen: „Wir konnten es immer kaum erwarten, dass der Winter hereinbrach. Als es dann endlich so weit war, tanzten wir voll Freude durch die Lüfte, ließen uns vom Wind in alle Richtungen wirbeln, landeten auf der Nasenspitze von kleinen Kindern und bedeckten die Fensterscheiben mit schönen Kristallen. Manchmal fassten wir uns alle an den Händen und tanzten im Kreis und sangen. Dann fielen riesige, weiche Schneeflocken auf die Erde. Manchmal schnappten wir uns auch einen Wassertropfen, den wir ganz fest umarmten und fielen als dicker, schwerer Wasserschneetropfen auf den Kopf der Erwachsenen." Die Schneeflocke lachte lauthals. „Aber das Schönste ist das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn der erste Schnee des Jahres fällt. Es ist einfach wunderbar!" Als die kleine Schneeflocke an die Kinder dachte, wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie mussten es einfach schaffen, die anderen Schneeflocken befreien!
7. Dezember 2009

Langsam veränderte sich das Gelände durch das Jonathan und Margareta wanderten. Es gab keine Felder mehr und die Wälder wurden größer und dunkler. Hier verirrte sich wohl selten ein Mensch hin. Doch plötzlich sahen Jonathan und Margareta einen kleinen Jungen am Wegrand sitzen. Er hatte seinen Hut ganz weit ins Gesicht gezogen. „Er ist ja ganz allein", flüsterte Margareta, „wir müssen ihm helfen". Doch im selben Moment kam ihr ein schlimmer Gedanke: „Oh nein, vielleicht ist das eine Falle von König Winter!" Margareta und Jonathan blieben einen kurzen Augenblick stehen und überlegten. Da beschloss Jonathan: „Auch wenn es eine Falle ist, wir müssen ihm helfen. Er ist einsam, friert und hat Hunger." Entschlossen ging er auf den Jungen zu und sagte mit freundlicher Stimme: „Hallo Du, was machst du denn hier so ganz allein? Können wir dir helfen?" Der kleine Junge schaute ganz vorsichtig unter seinem Hut hervor, um zu sehen, wer ihn da angesprochen hatte. Jetzt konnten Jonathan und Margareta sehen, dass er bitterlich weinte. Sie setzen sich neben den Jungen und legten einen Arm um ihn und trösteten ihn. Da fasste der kleine Junge Vertrauen, schluchzte noch einmal ganz laut und begann ihnen seine Geschichte zu erzählen.
8. Dezember 2009

Mit traurigen Worten berichtete der kleine Junge Margareta und Jonathan was passiert war: „Ich bin Prinz Winter. Mein Vater König Winter hat etwas ganz schreckliches getan. Er hat alle Schneeflocken eingesperrt. Ich hab mich ganz fürchterlich darüber mit ihm gestritten und bin davon gelaufen. Aber Ihr müsst wissen, dass mein Vater kein böser Mensch ist. Er hat die Schneeflocken dieses Jahr nur eingesperrt, weil er so enttäuscht war von den Menschen. Letztes Jahr wollte er ihnen eine große Freude machen und hat ihnen ganz viel Schnee geschickt und was haben die Menschen getan? Sie haben sich nur beschwert und geschimpft, dass es so kalt ist und dass sie keinen Schnee mehr haben möchten. Das hat König Winter sehr verletzt". Jonathan und Margareta sahen den kleinen Prinzen mit betrübten Gesichtern an. Sie konnten verstehen, dass die Menschen mit ihrer Unzufriedenheit König Winter ganz traurig gemacht hatten. Aber trotzdem war es keine Entschuldigung dafür, dass er die Schneeflocken in Gefangenschaft hielt. Jonathan wollte den kleinen Prinzen erst einmal etwas aufheitern und verriet ihm: „Weißt du, kleiner Prinz, die Menschen und vor allem die Kinder lieben den Schnee und sie brauchen ihn. Wir freuen uns jedes Jahr auf die schönen, großen, weißen Flocken." Diese Worte zauberten ein Lächeln auf das Gesicht des kleinen Prinzen und er dachte: „Die Menschen lieben den Schnee. Wie wundervoll!" Das erfüllte ihn mit Glück, denn eines Tages würde er König Winter werden und dann wollte er es jeden Winter kräftig schneien lassen. „Aber warum waren die Menschen dann so unzufrieden letzten Winter?" fragte der kleine Prinz verwundert. Jonathan erklärte daraufhin, dass es ein bitterkalter Winter gewesen war und die Menschen oft sehr gefroren hätten. „Es war besonders der eisige Nordwind, der uns so zu schaffen gemacht hatte. Er blies durch alle Ritzen unserer kleinen Hütte und ließ uns oft bitterlich frieren. „Wirklich? Es ist der eisige Nordwind, der euch so frieren lässt im Winter?" Lächelnd schüttelte der kleine Prinz seinen Kopf und sagte: „Der eisige Nordwind ist mein bester Freund! Wir sind zusammen aufgewachsen. Er ist wie ein Bruder für mich. Er hat mich immer und überall hingeblasen. So kam ich immer in Windeseile an mein Ziel. Er hat ein sehr gutes Herz und man kann sich wunderbar von ihm durch die Luft wirbeln lassen." Bei dem Gedanken an seinen Freund begann der kleine Prinz zu lachen und freute sich. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens beschloss er: „Ich mache mich jetzt auf den Weg, um euch Menschen besser kennenzulernen. Ihr seid ein komisches Volk, dass ihr beim Blasen des Nordwind zu frieren beginnt." Da sprang der kleine Prinz auf, bedankte sich bei Jonathan und Margareta und machte sich auf den Weg die Menschen kennenzulernen, um eines Tages ein guter König Winter zu werden.